Liebe Freunde,
mittlerweile brauchen wir nicht mehr viel zu sagen über die Situation in Haiti. Die Lage ist so schwierig und verfahren, dass es nun tatsächlich vor der Welt nicht mehr verborgen bleibt, und es viele Nachrichten gibt.
Seit über einer Woche ist das Land isoliert. Sowohl Inlands- als auch Auslandsflüge sind eingestellt. Der Grund dafür ist, man will verhindern, dass Premierminister Ariel Henry ins Land zurückkommt.
Er war zu Gesprächen und Verhandlungen nach Kenia aufgebrochen, mit dem Ziel zur Unterzeichnung eines Abkommens zur Entsendung einer multinationalen Einsatzgruppe unter kenianischer Führung. Diese Gruppe soll die haitianischen Sicherheitskräfte bei der Bekämpfung der Bandengewalt unterstützten. Diese Zeit haben die Banden genützt, um über 3500 Gefangene aus 2 großen Gefängnissen in Port-au-Prince zu befreien. Heute früh hörten wir in den Nachrichten, daß nun der Premier Minister Ariel Henry, zurzeit in Jamaika, abgedankt hat.
Man denkt immer, es kann nicht schlimmer kommen, und dann wird es doch noch schlimmer. In der Hauptstadt wurde der Notstand ausgerufen. Die Gangs kontrollieren große Teile der Stadt.
Die Situation hier in Les Cayes ist nicht vergleichbar. Der Süden ist weitestgehend unberührt von der Gewalt. Was wir vor allem erleben, sind die „Inlandsflüchtlinge“. Ca. 300.000.
Von Donnerstag bis Samstag waren Reinhard und ich in Port-à-Piment, es gab unterwegs keine Probleme.
In der Physiotherapie konnten wir eine kleine Klinik wiedereröffnen, der katholische Priester hat uns einen Raum auf dem Kirchengelände zur Verfügung gestellt. In diesem Ort hatten wir 2017 im Krankenhaus mit Physiotherapie begonnen.

Das Erdbeben 2021 beschädigte das Gebäude so schwer, wir haben danach 2 Jahre in einem Zelt von UNICEF weitergearbeitet. Wind, Sonne und Wetter haben dem Zelt so zugesetzt, dass wir letztes Jahr die Arbeit in dem Ort einstellen mussten und in den Nachbarort verlegt haben. Ganz plötzlich hat sich nun die Situation gewen-det, wir bekamen ein Angebot von gänzlich un-erwarteter Seite. Zum Neuanfang war es wich-tig, dabei zu sein.
Die Klinik in Port-à-Piment funktioniert gut, auch in die anderen kleinen Außenstellen, Damassen, Chardonniere und Les Anglaise können Mitarbeiter jeweils 1x die Woche hinfahren und Patienten be-handeln. Keiner begibt sich dadurch unterwegs in Gefahr. Arbeitsmäßig sind alle voll ausgelastet, auch in der Physiotherapie in der Clinic Lumiere hier in Les Cayes.
März 2024
Auf dem Rückweg nach Les Cayes deckten wir uns wie immer, auf den Märkten mit Gemüse, Obst und allen wichtigen Nahrungsmitteln für die nächsten 2-3 Wochen ein, was gerade in diesen Zeiten besonders wichtig ist.
Die Bauarbeiten an der Bibelschule sind weitestgehend abgeschlossen. Viele Kleinarbeiten stehen noch an, die doch auch einiges an Zeit kosten.
Von der deutschen Botschaft bekommen wir, sowie alle noch im Land verbliebenen Deutschen, vermehrt Nachrichten über die aktuelle Situation im Land. Der Botschafter und Teile des Personals sind bereits in die Dominikanische Republik evakuiert worden. Für uns ist es im Moment nicht möglich, das Land zu verlassen und es bleibt eigentlich nichts anderes als abzuwarten, wie sich die Lage entwickelt.

Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird’s wohl machen. Psalm 37,5
Weitere Trostpsalmen, die uns begleiten und eine große Hilfe sind: Psalm 23, 46, 91, 121……….
Ganz herzlich gru ßen wir aus Haiti